Brødremenigheden i Christiansfeld

Die Brüdergemeine in Christiansfeld

Die Brüdergemeine in Christiansfeld

Christiansfeld besteht seit 1773, dem Gründungsjahr der Stadt und der Brüdergemeine. Ursprünglich reicht die Geschichte der Brüdergemeine bis ins Jahr 1415 zurück, als sich evangelische Gläubige aus Böhmen und Mähren (dem jetzigen Tschechien) – nach dem Martyrertod von Johan Hus auf dem Scheiterhaufen in Konstanz – zusammenfanden.

Im Jahre 1457 versammelten sie sich in der Stadt Kunwald in Böhmen und gründeten eine Brüdergemeine unter der Bezeichnung ”Unitas Fratrum”, die erwachsenen Mitglieder nannten sich Brüder und Schwestern. Diese Brüdergemeine zählte im 16. Jahrhundert ca. 200.000 Mitglieder, ging aber fast zugrunde, da sie in die Religionskriege verwickelt wurde, die von 1618 bis 1648 durch Europa rasten.

Die Brüdergemeine lebte jedoch weiter, weil versprengte Restgruppen auswanderten, u.a. auch nach Sachsen, wo sie auf dem Grund und Boden von Graf Nicolaus Ludwig Zinzendorf im Jahre 1722 die Brüderkolonie Herrnhut anlegten. Der Name Herrnhut bedeutet ”unter Herrens Obhut” aber auch ”auf Wache für den Herren”. Deswegen der Name Herrnhuter.

Graf Zinzendorf wurde das Oberhaupt der erneuerten Brüderkirche. Er starb am 9. Mai 1760. Die Herrnhuter gründeten Gemeinestädte in vielen Ländern und wurden eine intenationale, missionierende Kirche.

1766 wurde Christian VII König von Dänemark. Struense war Leibarzt des Königs, intelligent und energisch. Er wurde 1771 Kabinettsminister, stark interessiert in Handel, Handwerk und Industrie. Die Herrnhuter waren tüchtige Handwerker und Handelsorganisatoren, Struense konnte sie gut gebrauchen und gewann auch des Königs Interesse daran.

Johannes Prætorius, der später der erste Prediger von Christiansfeld wurde, wählte zusammen mit dem Leiter der dänischen Diasporaarbeit Jonathan de Briant die Stelle aus, an der die Stadt gegründet werden sollte. Prætorius besichtigte verschiedene Gutshöfe und gelangte am 22. September 1771 zum Tyrstrupgård, der am folgenden Tag versteigert werden sollte. Er kaufte den Gutshof für 1041 Reichstaler.

König Christian d. VII unterschrieb am 10. August 1772 auf Schloss Frederiksborg die Konzession (Bewilligung), die der Brüdergemeine die Genehmigung erteilte, auf dem Grund und Boden des Tyrstrupgård` eine eigene Stadt zu errichten.

Ein Stadtplan wurde nach dem gleichen Muster von Brüdergemeine-Städten in anderen Ländern entwickelt. Die Stadt wurde mit zwei parallel verlaufenden Strassen, die durch einen quadratischen Platz, dem Kirchplatz, verbunden waren und um den auch die wichtigsten Gebäude plaziert wurden, angelegt. Dass die Stadt nach dem Monarchen benannt wurde ist verständlich. Die Stadt wurde gegründet auf  Geheiss des Königs und die königliche Konzession war wirklich ”königlich”. Etwas über den Inhalt: freie Religionsausübung, Steuererleichterungen, Zollfreiheit, eigene Gerichtsbarkeit, kein Militärdienst, kein Zunftzwang, Barzahlungen aus der königlichen Kasse für Bauvorhaben. Im Verlauf der ersten 10 Jahre wurden 100.000 Reichstaler in Bauvorhaben investiert, für die damalige Zeit eine wirklich imponierende Summe.

Am 1. April 1773 wurde der Grundstein für die ersten 4 Häuser gelegt, begonnen wurde mit dem ”1. Haus”, welches auch den ersten Kirchensaal der Gemeine beinhalten sollte, danach mit den Privathäusern für die beiden Gründer, d.h., Lindegade 26 und Lindegade 28 (Pfarrhaus bzw. Vorsteherhaus) und anschliessend mit dem Hotel als Unterkunft und Bewirtungsstelle für die Freunde der Gemeine. Die beiden Privathäuser und das Hotel konnten bereits im August 1773 bezogen werden. Der erste Kirchensaal wurde anlässlich des Ältestenfestes am 13. November des gleichen Jahres eingeweiht. Mit der Anlage des Gottesackers, dem Friedhof der Brüdergemeine wurde ebenfalls im gleichen Jahr begonnen.

Der Kirchensaal im 1. Haus wurde bald zu eng, so dass man bereits 1777 den Hauptflügel des jetzigen Kirchengebäudes errichtete, die beiden Seitenflügel wurden dann erst später in den Jahren von 1796 bis 1797 angebaut.

Das Kirchengebäude ist der Mittelpunkt des alten Stadtkernes von Christiansfeld.  Die Kirche ist grösser und höher als alle anderen Gebäude der Brüdergemeine. Sein Dach ist mit schwarzglasierten Dachziegeln gedeckt, im Gegensatz zu den roten Dächern der übrigen Häuser der Stadt.

Der Kirchensaal ist der grösste Saal in Dänemark ohne tragende Säulen und wird besonders durch seine grosse Schlichtheit geprägt. Fast alles ist weiss, der Fussboden aus breiten Douglastannenbrettern ist mit Sand bestreut, die Bänke sind weiss gestrichen, die handgeschmiedeten Kronleuchter stammen aus 1777. Der Kirchensaal kann bis zu 1000 Personen  aufnehmen. Doch nur an hohen Festtagen, z. B. Weihnachten usw. ist der Kirchensaal bis auf den letzten Platz gefüllt.

Der Kirchensaal verfügt über keinen Altar, statt dessen findet man einen Liturgietisch, von dem aus der Prediger den Gottesdienst leitet und die Sakramente verwaltet.

Im Jahre 1774 wurde das Brüderhaus gebaut, in 1776 das Schwesternhaus und in 1779 das Witwenhaus.

Das Chorsystem: Die Mitglieder der Brüdergemeine waren in  Chöre aufgeteilt. Ledige Brüder, unverheiratete Schwestern und Witwen wohnten dementsprechend in den drei Chorhäusern, dem Brüderhaus, dem Schwesternhaus und dem Witwenhaus.

Die Chorhäuser wurden von Brüdern und Schwestern der Gemeine geleitet, sie hatten dabei aber eine Art der wirtschaft-lichen  Selbstverwaltung. Die Chorhäuser verfügten über einen eigenen Chorsaal, d.h. einen Kirchensaal, der zur täglichen An-dacht benutzt wurde und je einen Schlafsaal und Speisesaal. Zu den Chorhäusern gehörte auch etwas Landwirtschaft, jeweils ein grosser schöner Garten mit einer Sommerlaube.

Im Schwesternhaus wurden die jungen Mädchen in Sprache und weiblichen Fähigkeiten, so z.B. Handarbeit und Haus haltsfüh-rung, ausgebildet. U.a. betrieb man im Schwesternhaus eine Wäscherei, eine Weberei, eine Spinnerei und eine Strickerei.

Heute beherbergt das Schwesternhaus im wesentlichen eine Reihe von Gesellschaften der Aussenmission, so den BDM, die Mission der dänischen Brüdergemeine.

Im Brüderhaus befanden sich verschiedene Werkstätten, u.a. eine Tischlerei, eine Böttcherei und eine Bäckerei. Hier erhielten die ledigen Brüder ihre Ausbildung. Heute wird das Haus ganz normal bewohnt.

Das Witwenhaus wurde, wie es der Name bereits ausdrückt, von Witwen und alleinstehenden Frauen bewohnt. Die Brüdergemeine bot bereits damals eine soziale Fürsorge, die an das erinnert, was wir heutzutage von der öffentlichen Hand her kennen. Nunmehr sind im Hauptflügel des Gebäudes familiengerechte Wohnungen eingerichtet, der Seitenflügel beherbergt das Mu-seum, hier findet man die div. Sammlungen der Brüdergemeine.

Heimschulen: 1784 wurde eine Heimschule für Mädchen und  vier Jahre später eine Heimschule für Jungen gebaut.

Diese Schulen erwarben sich bald einen guten Ruf und wurden von Schülern aus vielen Ländern besucht. Die Schulen arbeiteten nach dem pädagogischen Gedankengut  von  Amos Comenius.

Die Mädchenschule dient heute als Gemeindebibliothek und Mu-sikschule. Die Jungenschule ist heute ein Teil der Christiansfelder Schule.

Die Brüder waren fleissige und tüchtige Handwerker, Handelsleute und Industrielle. Im Verlauf von nur wenigen Jahren schufen sie bedeutende Handwerks- und Fabrikations-betriebe. Unter den ersten Gründungen befanden sich z.B. ein Hotel, eine Kerzenzieherei, eine Färberei, eine Zigarren-und Tabaksfabrik, eine Klavierfabrik, eine Seilerei, ein Hutmacher, eine Druckerei, ein Buchbinder und eine Honigkuchenbäckerei. Von allen diesen  Betrieben gehören auch heute noch die Honigkuchenbäckerei, das Hotel und die Kachelofenfabrikation der Brüdergemeine.

Während des europäischen Gebäudeschutzjahres von 1975 erhielt Christiansfeld das Prädikat ”besonders bewahrungs-würdig”. Der Begründung  hierfür ist das Zentrum der Stadt, welches -unberührt von neueren Bauformen- auch heute noch genauso steht, wie um das Jahr 1800 geschaffen, als die Chorhäuser fertiggestellt wurden. 36 Häuser stehen unter Denkmalschutz.

Die Brüdergemeine hat den Status einer Freikirche, deren Glaubensbekenntnis absolut nicht im Widerspruch zu dem der Dänischen Volkskirche steht. Die Gemeine ist eine evangelisch-lutherische Freikirche und hat ihren Ursprung im Pietismus der Herrnhuter, von wo auch die Inspiration für die Form der Liturgie und der Verkündung stammt.

Die Brüdergemeine ist über die Gemeinschaft der Brüder, ”Unitas Fratrum”, mit den Brüderkirchen in Europa, in den USA und in den früheren Missionsgebieten in einer weltumspannenden Gemeinschaft verbunden.

Die Gemeine besteht heute aus 345 Mitgliedern, wovon z.Zt. 135 in Christiansfeld wohnen. Am kirchlichen Leben nimmt ein grosser Teil der Gemeine das ganze Jahr hindurch aus den verschiedensten Anlässen teil.

Man kann Saaldiener sein und teilt z. B. Gesangsbücher aus oder verteilt Tee und spezielle Brötchen anlässlich der Liebesmahl-zeit, einem besonderen Gesangsgottesdienst, der heute etwa zwei-bis dreimal jährlich stattfindet. Die Gemeine und der Chor singen im Wechsel, während Tee mit Zucker und Milch getrunken wird und Rosinenbrötchen gegessen werden, die man extra beim Bäcker für diesen Zweck bestellt hat.

Man kann auch als Sänger im Chor sein oder im Posaunenchor mitspielen. Beide Chöre wirken bei allen kirchlichen Festen mit.

Der Prediger leitet den Gottesdienst von seinem Platz hinter dem Liturgietisch aus, auch die Sakramente werden von hier aus verwaltet. Im Gottesdienst wird eine Litanei benutzt, d.h. ein Gebet, welches im Wechsel zwischen dem Liturgen (Prediger) und der Gemeine gelesen wird.

Alle Gottesdienste und Versammlungen der Brüdergemeine sind offen für jedermann. Die Brüdergemeine lebt  auch  noch heute, ihr Motto ist weiterhin:

Unser Lamm hat gesiegt, lasst uns Ihm folgen !

Dänischer Text: Käte Thomsen – deutsche Übersetzung: Rudolf  G. Grunert